Schon immer habe ich die unerschrockenen Reisenden bewundert, die keine Scheu haben, sich in einer vom Menschen fast unberührten Natur zu versuchen. Tatsächlich kann es nur guttun, sich in einer schnelllebigen Zeit wie der unseren für eine gewisse Weile betrachtend zurückzuziehen.
So habe ich mich – zunächst durchaus zur Verwunderung einiger mir nahestehender Personen – entschieden, 7 Tage lang die Seen Mecklenburgs mit dem Hausboot zu entdecken. Wer mich kennt bringt mich vielleicht nicht gleich mit den ursprünglichen Seenlandschaften Mecklenburgs in Verbindung. Jedoch steht mir diesmal der Sinn danach komplett in die Natur einzutauchen, und dabei einmal fast keiner Menschenseele zu begegnen. Ich muss dazu vielleicht noch sagen, dass ich ein echter Stadtmensch bin, der die meiste Zeit seines Lebens in Paris verbringt.
Alles beginnt am Freitag, dem 30. April 2016. Einige meiner Freunde waren von der Idee sofort begeistert und haben sich dem Abenteuer angeschlossen. Nachdem wir die für eine Bootstour notwendigen Formalitäten erledigt haben, verlassen wir Fürstenberg um 14 Uhr in Richtung Süden, um zum Schleusenhof Regow zu gelangen. Tatsächlich hat uns das Locaboat-Team wärmstens empfohlen, der sich dort befindlichen Ziegenkäserei Capriolenhof einen Besuch abzustatten. Was für ein großartiger Tipp! Am zweiten Tag essen wir an diesem außergewöhnlichen, zeitlosen Ort zu Mittag; im Nachhinein wahrscheinlich eine unserer schönsten Urlaubserinnerungen. Hier genießt man köstlichen Ziegenkäse oder vom Hausherrn über Holzfeuer gegrillte Ziegenkeulen.
Sorglos, satt und zufrieden machen wir uns wieder auf den Weg. Wir fahren zurück in Richtung Fürstenberg, um uns dann weiter nach Norden zu begeben. Nach ca. einer Stunde Fahrzeit machen wir Halt, um mitten auf einem See zu übernachten und eine erste Nacht fernab vom Rest der Welt zu genießen. Am nächsten Morgen erreichen wir frisch und ausgeruht den Sporthafen von Neustrelitz. Um ganz ehrlich zu sein – wir sind dem Charme des Ortes nicht gerade erlegen, daher halten wir uns hier nicht allzu lange auf, sondern begeben uns auf einen anderen See, die Auswahl ist schließlich groß.
Am nächsten Tag lichten wir um 8.30 Uhr den Anker und nehmen Kurs auf Rheinsberg. Nach mehreren Stunden Fahrzeit kommen wir unter einer hoch am Himmel stehenden Sonne am Sporthafen an. Weit entfernt von der Schmucklosigkeit unseres vorherigen Etappenziels, sind wir sofort von dem stolz am Seeufer thronenden Schloss verzaubert. Wir begeben uns in die Stadt und entschließen uns, in einem zufällig ausgewählten Restaurant etwas zu essen. Nach einer üppigen Mahlzeit gehen wir Richtung Schloss und entdecken auf dem Weg ein Weingeschäft und eine Metzgerei in der neben dem Schloss gelegenen Mühlenstraße. Wir decken uns mit Wein und Würstchen ein, der zweiten köstlichen Spezialität der Region. Was den deutschen Wein betrifft, so sind wir Franzosen vielleicht etwas verwöhnt, aber eine gute Alternative zum Bier ist er allemal.
Nach diesem Tagesausflug nehmen wir Kurs auf den angrenzenden See. Wir legen hinter einem Inselchen an, das uns vor dem Wind schützt. Sehr schnell gesellen sich zahlreiche Vögel hinzu, die uns unter der niedrig stehenden Sonne einen der schönsten Anblicke unseres Aufenthalts bescheren.
Unser Hausbooturlaub geht wunderbar weiter. Wir erleben ein Unwetter in Mirow, wir geraten beim Anblick der scheinbar endlosen Müritz ins Staunen und wir baden in Canow (doch, doch, tatsächlich am 5. Mai mit Temperaturen um fast 26° C). Dieser Aufenthalt war für uns alle unvergesslich und erholsam. Wir haben uns die Zeit genommen, die Augenblicke während unserer Reise zu genießen, denn vergessen Sie nicht, dass bei einem Hausbooturlaub der Weg das Ziel ist.
TIPPS FÜR ZUKÜNFTIGE URLAUBER
Ein paar logistische und praktische Hinweise. Die Navigation auf den Seen ist ein bisschen anders als die auf Kanälen: Es ist fast unmöglich, an den Ufern anzulegen. Hier haben Sie zwei Möglichkeiten: irgendwo auf dem See den Anker zu werfen oder am Anleger eines Sporthafens festzumachen. Darüber hinaus macht es einem die Vielzahl der Seen in Mecklenburg unglaublich leicht, sich zu verfahren. Es ist daher absolut ratsam, den von Locaboat angebotenen Flussführer mitzunehmen. Dieser hilft Ihnen, auf der richtigen Spur zu bleiben, die unterschiedlichen Bojen (3 verschiedene) auf den Seen zu verstehen und die verschiedenen Sporthäfen, die sich auf Ihrem Weg befinden, auszumachen. Um Unannehmlichkeiten zu vermeiden, beachten Sie bitte, dass nur wenige Geschäfte ausländische EC-Karten akzeptieren. Sollten Sie keine deutsche EC-Karte besitzen, ist es daher ratsam, Bargeld mitzunehmen. Abgesehen von diesen Hinweisen etwas Erfreuliches: Vergessen Sie Ihre Badehose nicht! Wir konnten sogar Anfang Mai baden.