Die Franzosen lieben Hunde, was ein Glücksfall ist, denn viele Freizeitkapitäne möchten sie mit nach Frankreich in den Urlaub nehmen, genauso wie wir. Für unsere Labradore könnte das Leben nicht schöner sein – viel Platz, viel Wasser und, das Allerbeste, viele Spielkameraden.
Unser Boot verfügt über zwei Seitendecks und ein erhöhtes Achterdeck. Am liebsten sitzen unsere Hunde direkt oberhalb der Treppe, wo sie nach vorne blicken und uns gleichzeitig im Auge behalten können. Bei jeder Gelegenheit gehen sie ins Wasser, freuen sich über die zahlreich vorhandenen Stöckchen und die Möglichkeit, Seehund zu spielen und nach Steinen und Muscheln zu tauchen. An Land erforschen sie alles Neue und rennen mit Höchstgeschwindigkeit allem hinterher, von dem sie glauben, es könnte eine – vorzugsweise essbare – Belohnung für sie sein.
Eines Tages passierte ein Unfall, der meine oben aufgestellte erste Behauptung belegt. Chloe schaffte es, von einer hohen Mauer am Rand des Parc de Bercy in Paris zu fallen oder genauer gesagt, darüber zu hechten. Sechs Meter darunter befand sich eine Hauptverkehrsstraße und wir beobachteten mit Entsetzen, wie sie landete, aufzustehen versuchte und dann still liegenblieb. Wir hatten im Arsenal angelegt und besuchten unseren Schwager in seiner Wohnung, aber genau in diesem Augenblick waren wir alleine und wussten nicht, was wir tun sollten.
Ohne Zeit zum Überlegen zu haben, rannten wir zu der zur Straße führenden Treppe und eilten zu ihr. Sie lebte, konnte sich aber nicht wirklich bewegen. Ein kleines Auto hatte angehalten und ein Franzose erklärte in perfektem Englisch, dass er sie fallen sehen hatte und einen Tierarzt in der Nähe kannte. Was für ein Glücksfall! Wir hoben sie hoch und während unser unbekannter Schutzengel seinen Wagen durch den dichten Verkehr steuerte, um uns zum Tierarzt zu bringen, lag sie auf unserem Schoß.
Der Tierarzt nahm sie in Augenschein. Ein Auge stand vor, aber ansonsten war nichts zu erkennen. Er sagte, sie müsste geröntgt werden und über Nacht in der Praxis bleiben. Wir fürchteten das Schlimmste – dass sie es nicht schaffen würde oder dass wir eine enorme Rechnung bekommen und ein paar schwere Entscheidungen zu treffen haben würden. Am nächsten Tag waren wir jedoch verblüfft, sie auf den Beinen stehend und schwanzwedelnd anzutreffen. Sie hatte lediglich eine ausgekugelte Hüfte, die wieder eingerenkt worden war, und eine oberflächliche Hautabschürfung auf dem Oberschenkel. Der Rest waren Prellungen. Ein Wunder.
Am nächsten Tag nahmen wir sie wieder mit in die Wohnung unseres Schwagers, zusammen mit ihrem „Lampenschirm“ um den Kopf, viel Papierkram und einem großen Beutel Medikamente. Der Tierarzt hätte nicht freundlicher sein können und eine Woche später war sie wieder zurück an Bord unseres Bootes und unterwegs (an einer Leine).
So wie die Routinebesuche beim Tierarzt beim Verlassen Frankreichs sind die Chancen, Hundefreunde auf Booten zu treffen, endlos. Zum Beispiel, als Chloe in Port Lalande am Lot auf zwei Bearded Collies traf. Von ihrem umgebauten 30-m-Handelslastkahn bellend, meinten sie, Chloe warnen zu müssen, sich fernzuhalten, aber sie betrachtete dies als eine Einladung zu einer näheren Inspektion, sodass wir kurz danach die Eigentümer kennenlernten. Wir freundeten uns schnell an und nun, da Chloe leider von uns gegangen ist, hat ihre Nachfolgerin Zoe kürzlich ihren neuen Welpen kennengelernt und mit Freude mit ihm gespielt.
Zoe schließt noch bereitwilliger Freundschaft mit allem, was sich bewegt – von einem winzigen Maulwurf am Rande des Rasens bis hin zu Enten, Katzen, Nutrias, Ponys und Fahrrädern – kürzlich sogar mit einem in Buzet angebundenen Lama –, wobei die Zuneigung nicht notwendigerweise auf Gegenseitigkeit beruht. Sie ist besonders an Geschäften in der Einkaufsstraße interessiert, wobei sie sogar in der Metzgerei willkommen ist. Einer unser ersten Besuche einer Bäckerei, vor der wir sie angebunden hatten, führte dazu, dass die erstaunte Besitzerin uns bat, sie hereinzuholen. Grob übersetzt sagte sie: „Natürlich muss sie hereinkommen. Warum nicht?“
Bei unseren zahlreichen Besuchen französischer Kanäle und Flüsse bemerkten wir, dass das Leben ohne unsere Hunde uns erstaunlicherweise bei unseren Unternehmungen einschränkt – wir erleben weniger Abenteuer und entdecken weniger. Viele besondere Orte verbergen sich einfach ein wenig abseits des Wegs oder einen halben Kilometer weiter entfernt und wir hätten sie niemals entdeckt, wenn wir nicht mit dem Hund unterwegs gewesen und beobachtet hätten, wohin er läuft.
So hätten wir in Briare niemals den riesigen Berg zerbrochener Keramikfliesen in einem Waldstück entdeckt, weggeworfen von einer Fliesenfabrik, die noch immer winzige Kacheln für Mosaike herstellt. Wir hörten, wie Zoe darauf herumklirrte, und sahen dann Menschen mit Tragetaschen, die den Berg nach Stücken absuchten, die sie mit nach Hause nehmen könnten. Was uns zu dem hervorragenden kleinen Museum im Ort und seiner Geschichte als weltbekannter Hersteller von Keramikknöpfen sowie zu der faszinierenden Entwicklung der zahlreichen ungenutzten Kanäle in der unmittelbaren Umgebung führte. Als Versuch des Flusshandels, mit der unberechenbaren Loire fertigzuwerden, wurden zahlreiche Kanäle gebaut und Schleusen installiert, bevor man sich entschloss, einen Kanal über den Fluss zu bauen. Es gibt viel mehr in Briare zu entdecken als den berühmten Pont Canal.
So wie ein kleines Baby Passanten ein entzücktes „oooh“ entlockt, führt ein Hund zu zahlreichen zufälligen Begegnungen mit anderen Hundebesitzern – ein natürlicher Eisbrecher und ein gemeinsames Interesse –, außerdem findet man heraus, wo genau man sich befindet, entdeckt die verborgene Geschichte eines Ortes und bekommt die Gelegenheit, ein bisschen Französisch zu üben.
DIE AUTORENSeit 2003 haben James und Ruth 10000 km der Flüsse und Kanäle Frankreichs an Bord ihres Bootes „Grehan“ erkundet. Sie sind Herausgeber der weltweit beliebtesten Website – www.french-waterways.com – über diese Wasserwege in englischer Sprache mit detaillierten, auf ihren einzigartigen Erlebnissen aus erster Hand basierenden Informationen zu Hausboot- und Bootsurlauben. |
Kommentieren Sie diesen Artikel