Das Hausboot und die Umgebung: Château de Couches

Ein Heimathafen auf Zeit in Saint-Léger-sur-Dheune im südlichen Burgund
– «chez Locaboat»

 

Das Schloss von Couches erkunden

Und wenn man gerade denkt, man hätte genug Eindrücke gesammelt, um davon die nächsten Wochen und Monate zu zehren, dann kommt wie aus dem Nichts ein weiteres Highlight daher. Allein die Vorstellung, ich hätte es verpassen können…

Denn eigentlich war ich schon auf dem Rückweg von Saint-Léger-sur-Dheune, zurück nach Freiburg. Über Santenay sollte die Fahrt gehen, denn ich hatte dort eine Sache ausgelassen, die mir einfach keine Ruhe ließ. Oben in den Weinbergen muss irgendwo eine schöne Windmühle stehen – wir hatten sie nicht gesehen, als wir mit dem Fahrrad in Santenay unterwegs waren. Vielleicht würde ich sie heute erspähen?

Mein Navi ist ein recht verlässlicher Begleiter. Doch manchmal mit sehr eigenem Willen. Und scheinbar steht er/sie vehement auf Weinberge. Ich hatte schon in Freiburg erlebt, dass es mich abends im Finstern quer durch die Reben in den Nachbarort schicken wollte. Darauf war ich nicht komplett reingefallen, denn ich kannte mich ja aus. Doch diesmal kam der Hang zu Hängen schon wieder durch.

Statt der Straße entlang des Kanals bequem nach Santenay zu folgen, schickte es mich den Hügel hoch nach Couches. Nun, ich wunderte mich zwar kurz, doch hatte ich ja noch ein wenig Zeit übrig. Und vielleicht konnte ich zumindest einen kleinen Eindruck von der 5 km Strecke zum Schloss gewinnen. Es solle lohnenswert sein, so der Liegehafen, jedoch erst ab Juni täglich geöffnet. Im Mai nur wochenends.

 

Ich kam direkt daran vorbei. Doch gerade hatte die Klimaanlage mein Gepäck, inklusive technischer Geräte und Proviant, heruntergekühlt. Aus diesem Grund wollte ich mein Auto nur kurz in der Sonne parken und vielleicht ein, zwei Fotos über Mauer und Tor hinweg schießen. Als ich mich jedoch dem Eingang näherte, sah ich, dass die Bude augenscheinlich geöffnet hatte. Postkarten und Flyer wiesen darauf hin. Ich pirschte mich näher heran: tatsächlich, eine junge Frau saß darin.

Wie ich erfuhr, hatte ich an diesem Tag spezielles Glück, denn geöffnet war heute nur ausnahmsweise, da eine private Gruppe das Schloss besucht hatte. Und das noch größere Glück war: es hatte sich nicht herumgesprochen! Während sich im Sommer Besucher scharen, Events stattfinden, das Restaurant besetzt ist, war ich heute fast allein auf dem Gelände. Nur drei Amerikaner*innen waren außer mir hier.

 

Private Tour oder angeleitet? Ich entschied mich für den Rundgang auf eigene Faust für 6 € Eintritt. Die andere Möglichkeit hätte darin bestanden, einen Audioguide zu entleihen und sich lauschend mehr Hintergründe zum Château de Couches zu verschaffen, wahlweise auf Französisch oder Englisch.

Doch das Äußere des Schlosses hatte meine ganze Aufmerksamkeit. Es war einfach traumhaft, wie dies alles vor mir stand. So gänzlich ohne Vorstellungen gekommen, übertraf es klar meine Erwartungen. Aber auch mit Erwartungen wäre ich wohl ob dieser schönen Ansicht – wie ein Traum, eine traumhafte Filmkulisse – geplättet.
Wer hat diese bezaubernde Welt wohl erschaffen? Ich drehe den Flyer um, der mir an der Eintrittsbude ausgehändigt wurde und lese mir ein bisschen Wissen an:

Das Schloss Château de Couches wird Marguerite de Bourgogne zugeordnet. Im Laufe der Geschichte, beginnend Ende des 11. Jahrhunderts, hat es sich bis zum 19. Jahrhundert laufend verändert. Dadurch der Einblick in verschiedenste Techniken, sei es Architektur, Lebensart oder Verteidigung – und dazu manches Rätsel. Es steht auf einem Sockel aus Granit und überblickt die weite Landschaft des Burgunds.
Mein Weg lenkt mich durch die Kapelle aus dem 15. Jahrhundert und weiter, eine Treppe hinunter in einen kargen Raum mit Ritterrüstung. Irgendwo sollen noch mehr unterirdische Gänge sein, ich suche: und finde den Zugang.

 

So ganz allein wird mir hier im Gemäuer schnell etwas mulmig, schließlich weiß ich nicht, wie groß das ganze Konstrukt ist. Da höre ich Stimmen, die drei Amerikaner*innen kommen englischsprechend in meine Richtung. Mich sehend, rufen sie mir sogleich fröhlich ihren Faux Pas – „we are in the wrong sense“ – zu und drücken sich an mir vorbei.

Weitergehend höre ich noch ein ermunterndes „if we don’t see you in an hour, we’ll get you some help“, aber da bin ich schon um die Ecke. Hm, viel wohler fühle ich mich nun nicht unbedingt. Doch wie ich sehe, finden die Gänge recht bald ein Ende. Es geht eine Leiter hoch und ich sehe das Tageslicht. Und die Amerikaner*innen.

Als nächstes bleibt noch der Garten hinter der Kapelle zum Angucken und Genießen.
Wie der Park – der von „normalen Besuchern“ heute nicht betreten werden darf, aber dessen kleiner See ein wenig später vor mir liegt und märchenhaft Schlossteile (die alte Wachstelle) spiegelt – wurde der Garten im 19. Jahrhundert angelegt.

Infos Château de Couches
Hier gibt es weiterführende Informationen zum Château de Couches und dem angeschlossenen Restaurant „Le Blason de Vair“, für das sich bequem online – für mittags oder abends – ein Tisch reservieren lässt. Zwei Sinneserlebnisse, die sich ab der Locaboat Basis in Saint-Léger-sur-Dheune in nur 6 Minuten mit dem Auto erreichen lassen.
Und weiter geht die gute Fahrt
Wie wunderbar, dass mir dieser Besuch ermöglicht wurde. Glück muss man beim Reisen im Gepäck haben. Apropos Gepäck; mein abgestelltes Auto gleicht einer Sauna, als ich zurück zum Parkplatz komme. Weiter zur letzten Burgund-Etappe…

Und während mich mein Navi auf den kompliziertesten Wegen quer durch die Weinberge, vom Kanal weg und dann wieder dicht ran, dann zweimal drüber hinweg (?) nach Santenay zur malerisch erhabenen Windmühle Sorine führt, lasse ich unwirklich viele Eindrücke aus vier Tagen Hausboot in Burgund Revue passieren.

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