Mit dem Fahrrad habe ich meine „Grand Tour“ entlang der Kanäle und Flüsse Frankreichs begonnen. Im Laufe der Jahre 2017-2019 werde ich im Rahmen von 4- bis 5-tägigen Reisen 9000 km entlang der Ufer von Kanälen und Flüssen zurücklegen, die heute größtenteils schiffbar sind, wobei einige noch darauf warten, dies wieder zu werden. Ich bin Präsident des Verbands Inland Waterways International, der sich für Projekte engagiert, die das Netz der Wasserwege stärken und ausbauen und neue Möglichkeiten für Bootsreisen schaffen.
Für ein langsameres, intensives Erleben, ähnlich dem von Freizeitkapitänen, werde ich auf einigen Strecken joggen. Einige werde ich auch mit dem Boot zurücklegen, vor allem in Mündungsbereichen oder auf Flüssen, die nicht mit Uferwegen versehen sind.
Mein Ziel ist es, meine Begeisterung für dieses Kulturerbe zu teilen, das wir heute mit dem Boot erkunden können, aber auch eine Bestandsaufnahme der Wasserwege und der Aktivitäten, die auf dem Wasser und am Ufer praktiziert werden können. Gelegentlich werde ich das Vergnügen haben, auf eine Pénichettes® umzusteigen, anderen Locaboat-Freizeitkapitänen zu begegnen und mit ihnen über dieses fantastische Erlebnis zu sprechen, das die Entdeckung Frankreichs über seine Wasserwege bietet. Von diesen Geschichten und Erlebnissen werde ich Ihnen an dieser Stelle berichten.
Das Abenteuer begann im Mai 2017. Mit Padraic Neville, einem weiteren Fan von Radtouren entlang der Ufer von Flüssen und Kanälen sowie Mitglied der Canal Society of New York State, habe ich zwei Trekkingräder in Paris geliehen. Regionalzüge der französischen Bahn brachten uns Mitte Mai 2017 nach Charleville-Mézières, unserem Abfahrtsort im Herzen der Ardennen.
So begann das erste Kapitel mit dem Trans-Ardennes-Radweg entlang der Maas, ihrer Seitenkanäle und Schleusen. Mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 16 km/h (unter Berücksichtigung von Foto- und anderen Pausen) erreichten wir Givet in der Nähe der belgischen Grenze innerhalb eines Tages. Ein Regionalzug brachte uns zurück nach Charleville.
Am nächsten Tag nahm das Projekt mit dem Verlassen der Maas in Pont-à-Bar in Richtung Reims und Paris eine unerwartete Wendung: Wir mussten feststellen, dass der Treidelpfad des herrlichen Canal des Ardennes verschwunden war. Nach dem Erfolg des Trans-Ardennes soll hier in den nächsten 2 bis 3 Jahren ein neuer Radweg entlang des Kanals entstehen und der Region eine neue Dynamik verleihen. Die Hügel- und Weidelandschaft, unterbrochen von Wäldchen und Wäldern, ist bezaubernd. Die Hauptstadt dieses zutiefst ländlichen Teils Frankreichs ist der kleine Ort Le Chesne. Padraic und ich hatten bisweilen Schwierigkeiten, an diesem Kanal voranzukommen, ebenso wie an dem Seitenkanal der Aisne und der Marne. In zahlreichen Bereichen wird der Treidelpfad nun als Wanderweg bezeichnet, der zwar für Fußgänger, aber nicht für Fahrräder geeignet ist.
Auf Treidelpfaden unterwegs zu sein, ist zu einer so gängigen Form des Flusstourismus geworden, dass im April 2017 in Paris eine ganze Konferenz diesem Thema gewidmet war. Natürlich werde ich von diesen Investitionen, die überall in Frankreich getätigt werden, profitieren, auch wenn ich den Authentizitätsverlust, der unweigerlich einhergeht mit dem Ausbau, der diese unbekannten Bereiche den immer zahlreicher werdenden Fahrradtouristen erschließt, stets bedauern werde.
Diese langfristig angelegte Reise wird uns eine Menge kontrastreicher Bilder und Erfahrungen liefern. Leserinnen und Leser werden sicherlich eigene Gründe finden, um dieses Wasserwegenetz selbst zu entdecken. Kanäle und kanalisierte Flüsse stellen mit ihren 200 Jahre alten Konstruktionen und Bauwerken und ihren Landschaften ein faszinierendes Kulturerbe für sich dar. Der Wasserweg ist auch die beste Möglichkeit, um die ganze Vielfalt der Regionen und der „Pays“ Frankreichs zu verstehen und zu erleben. Wer mit dem Boot oder dem Fahrrad reist, ist auf Zufälle und Zwischenfälle vorbereitet. Anekdoten oder Schwierigkeiten, sein täglich Brot zu finden, sind Teil dieses unvergesslichen, einmaligen Erlebnisses …
In Meaux verließen wir die Marne, um über den Canal de l’Ourcq wieder nach Paris zurückzukehren. Dieses Juwel, das die sanften Landschaften der Region Île de France wie ein wunderschönes Band durchzieht, entdeckten wir an Bord einer 3,20 m langen Pénichette®. Der Kanal schlängelt sich zunächst an der Seite des Marne-Tals entlang, bevor die Umgebung ab Claye-Souilly mehr und mehr verstädtert. Die Strecke ist in perfektem Zustand und die Landschaften sind unglaublich vielfältig, selbst im Großraum Paris.
Die nächste Etappe Mitte November 2017 wird der Rhône-Rhein-Kanal im Elsass von Mulhouse nach Straßburg sein. Dann folgen der Canal de Bourgogne, die Lys oder der Nantes-Brest-Kanal. Nach und nach werde ich so jeden Winkel Frankreichs über seine Wasserwege entdecken. Also, liebe Locaboat-Gäste, vielleicht treffen wir uns, also sage ich „bis bald“!
David Edwards-May, Oktober 2017