Haben Sie schon mal vom Canal du Midi gehört? Zu Recht ist die berühmteste Wasserstraße Europas in aller Munde. Der Kanal bietet mehr als nur Platanen und die Festungsstadt Carcassonne. Ab Toulouse beginnend verändert sich die Landschaft stetig auf der Fahrt zum Mittelmeer, die Treidelpfade am Uferrand laden zu Fahrradtouren, joggen oder wandern ein, die historischen Kanalbauwerke und andere historische und kulturelle Stätten lassen staunen, Spitzengastronomie und die regionalen Spezialitäten laden zum schlemmen ein. Sie sehen, der Canal du Midi ist eine Hausbootreise wert!
Geschichte des Canal
Den Canal du Midi haben wir einer besonderen Person zu verdanken. Pierre-Paul Riquet. Mitte des 17. Jahrhunderts hatte er die Idee, den lang ersehnten Verbindungskanal zwischen dem Mittelmeer und dem Atlantik auszuheben. Seit der Römerzeit wünschten Kaufleute und Könige, dass es eine Verbindung gäbe, damit der Handel und der Transport von Waren leichter fielen. Die Handelsschiffe mussten bis zur Fertigstellung des Kanals immer die Meerenge von Gibraltar passierten. Der Umweg war nicht nur gefährlich und zeitaufwendig, sondern war dadurch auch kostspielig. 1666 schaffte es Riquet, dass der damalige König Ludwig XIV den Bau des Kanals gewährte.
Damals hieß der Kanal noch „Canal Royal“. Doch einfach nur den Verbindungskanal bauen war nicht alles. Über das ganze Jahr hinweg sollte der Kanal befahrbar sein. Dafür mussten neben der 240km langen Kanalstrecke auch noch andere Hilfsbauwerke wie Dämme, Brücken und Aquädukte gebaut werden. Das größte Staubecken wurde in Montagne Noire errichtet, um die stetige Wasserversorgung zu gewährleisten. Schließlich müssen über eine so lange Strecke 194 Höhenmeter überwunden werden. Von diesem Becken sorgen viele unterirdische Rinnen und Zuflüsse dafür, dass immer genug Wasser in den Kanal nachfließt. In Verbindung mit der Überwindung der Höhenmeter mussten für den Schiffsverkehr entsprechend viele Schleusen installiert werden. 63 Schleusen erwartet nun die Hausbootfahrer auf Ihrer Reise Richtung Mittelmeer oder Toulouse. Der Bau des Kanals und der vielen anderen dazugehörigen Bauwerke dauerte 15 Jahre. Gearbeitet wurde damals natürlich nur mir Schubkarren und Schaufel. Insgesamt arbeiteten an diesem Meisterwerk 12.000 Arbeiter. Im Jahre 1860 wurden zum Sonnenschutz am Kanalufer noch 450.000 Platanen, Pappeln und Zypressen gepflanzt. Heute sind noch alle Bauwerke am Kanal zu bestaunen.
Leider hat ein Pilzbefall schon viele tausend Platanen in die Knie gezwungen. Letztendlich mussten viele Bäume gefällt und an deren Stelle neu bepflanzt werden. Die Gegend östlich von Carcassonne ist besonders betroffen. Die Bäume sterben durch den Pilz ab und fallen in den Kanal. Das birgt viele Gefahren für den Bootstourismus. So schade wie dies auch klingen mag, das Fällen der Bäume birgt im Frühjahr und im Herbst auch Vorteile. Die ersten warmen Sonnenstrahlen finden ihren Weg und wärmen die Bootsfahrer auf Ihrer Reise durch den Wegfall der Schatten. Zudem ist die Sicht auf die umliegende Landschaft im Kanal besser. Bei guter Sicht können Sie sogar die Pyrenäen sehen. An vielen Stellen ist mit der Wiederaufforstung begonnen wurden. Es wird nur noch einige Jahre dauern, bis die Platanen wieder majestätisch den Kanal umsäumen.
Eine abwechslungsreiche und einmalige Landschaft
Hausbootfahren ist an sich schon etwas Besonderes. Keine andere Urlaubsform entschleunigt so sehr. Dabei beruhigt die langsam vorbeiziehende Landschaft bei einer Geschwindigkeit von 8 km/h ungemein. Von Toulouse aus ist die Landschaft am Canal du Midi noch hauptsächlich durch eine grüne Vegetation geprägt- die Gegend Languedoc ist mediterran. Zwischen Trébes und Carcassonne finden sich zunehmend Palmen. Vom überwiegenden Grün geht es zwischen Béziers und Carcassonne durch zwei namhafte Weinbaugebiete: Minervois und Corbieres. Weiter westlich im Spätsommer leuchtet das Gelb der Sonnenblumenfelder. Hier stehen auch noch mehr Platanen. Naturfreunde können von unterwegs viele Tiere beobachten. Neben den vielen Vogelarten, wie beispielsweise dem Bienenfresser, der in den Weinbaugebieten zuhause ist, können auch Biber, Bisamratten und Wildschweine gesehen werden. Im Kanal selber leben Fische wie Brasse, Raubfische und Weichtiere wie Anondonten und Körbchenmuscheln. Mit etwas Glück können Sie bei guter Sicht sogar die Pyrenäen sehen. Je nach Jahreszeit sind diese noch mit einer weißen Spitze zu sehen.
Aktivitäten am Canal du Midi
Hausbootfahren ist eine gemütliche Sache. Zwischendurch tut aber auch Bewegung sehr gut. Am Uferrand eigenen sich die historischen Treidelpfade perfekt für einen Spaziergang oder eine kleine Wanderung. Für Sportler eignen sich die Treidelpfade auch sehr gut, um morgens oder abends eine Runde zu joggen. Bei der Hausboottour sollten auf alle Fälle Fahrräder an Bord nicht fehlen. Neben der Fahrt zum Bäcker oder zum einkaufen in die nächste Ortschaft können auch schöne Radtouren unternommen werden. Wer beispielsweise bei Le Somail nicht vorhat, mit dem Boot Richtung Narbonne zu fahren und lieber Richtung Béziers ohne viele Schleusen einschlägt, kann wunderbar mit dem Fahrrad die Strecke nach Narbonne als Tagesausflug einplanen. Die Fahrt dauert ungefähr eine Stunde und führt am Kanal entlang durch die einzigartige Landschaft.
In Narbonne, der damals bedeutendsten romanischen Stadt Galliens, sind die Kathedrale, der Palast, die vielen Cafés, Geschäfte und Promenaden ein Highlight. Nach der Besichtigung lohnt sich die Weiterfahrt mit dem Fahrrad allemal! Nach der Stadt wird ein Naturschutzgebiet durchfahren. Hier leben die bekannten Flamingos und können mit etwas Glück beobachtet werden. Ein Stück weiter prägen die Salzgärten das Landschaftsbild. Hier wird das berühmte Fleur de Sel gewonnen. Wer sich für das Boule Spiel begeistert, der findet bestimmt unterwegs ein paar Plätze. Leider ist der Canal du Midi selber nicht zum Baden geeignet. Es herrscht ein strenges Badeverbot. Wer schwimmen gehen möchte hat entlang des Kanals nicht allzu viele Möglichkeiten. Besonders schön ist der Natursee Lac de Jouarres bei Homps. Dieser ist mit dem Fahrrad in ca. 20min erreichbar. In Homps gibt es nach einem anstrengenden Badetag auch viele gute Restaurants und einen Supermarkt.
Geheimtipps, Sehenswertes und vieles mehr
Carcassonne ist für viele das Highlight am Canal du Midi. Zugegeben ist die alte Festungsstadt auch sehr beeindruckend, aber es gibt auch viele andere Sehenswürdigkeiten. Die Festungsstadt Carcassonne selber beherbergt fast ausschließlich nur Souvenirläden, was die Atmosphäre ziemlich verfälscht. Ein Stopp wird aber trotzdem oft eingeplant, um einfach mal dort gewesen zu sein. Die beste Besuchszeit ist hier klar am Vormittag oder am frühen Abend, wenn die Touristenbusse wieder abgefahren sind.
Zwischen Castelnaudary und Bram, an der Écluse de Peyrugue, verkauft ein Ehepaar im Schleusenwärterhäuschen Selbstgetöpfertes, hausgemachte Marmelade, Honig der Region, Confit, Cassoulet, die Spezialität der Region, und Crossants. Bei der Écluse de Laurens gibt es eine sehr interessante Töpferei. Schon seit 1880 werden hier Töpferwaren und die legendären Casseroles für die Spezialität der Region „Cassoulet“ günstig verkauft.
In Villepinte, im einstigen Keller der Wein-Kooperative, finden Handwerkskunstinteressierte Glaskunst der besonderen Art. Die Ortschaft Bram mit ihrem eigenen Charme und dem runden Grundriss sollte man gesehen haben. In Eburomagus wartet ein gallo-römisches Museum auf geschichtsbegeisterte Besucher. Außerdem gibt es im Ort eine Ölmühle, die viele verschiedene Bio-Olivenöle produziert. Ein kleiner Radausflug zu den Weingärten der Cabardès ist sehr lohnenswert. Ebensfalls mit dem Rad kann man auch ein Teil der Strecke von Gardouch und Ayguevives nach Villefranche-de-Lauragais fahren. Die Strecke ist geprägt von gelben Raps- und Sonnenblumenfeldern und somit im Sommer sehr farbenprächtig. Die Stadt Villefranche-de-Lauragais war früher das Zentrum des Pastellhandels. Aus der Pflanze Pastel wurde das Blau gewonnen, das im Mittelalter sehr begehrt war.
Der Ort Ventenac soll der schönste Ort am Canal du Midi sein. Der Ort liegt kurz vor dem Ort Le Somail mit seiner großen Klosterkirche St. Etienne und der meistfotografiertesten Steinbrücke am Canal du Midi. Oftmals bietet auch der Kanal selber die Sehenswürdigkeit wie der Tunnel bei Malpas (Erster Kanaltunnel, der je gebaut wurde) und die berühmte Schleusentreppe von Fonserannes. Damit beherbergt die Etappe zwischen Capestang und Béziers 2 Highlights. Béziers ist eine Stadt auf einem Hügel. Das wichtigste historische Gebäude der Stadt ist die imposante Kirche. Auf der letzten Etappe in Richtung Mittelmeer gelangt der Freizeitkapitän zum Etang du Thau. In Marseillan gibt es einen 6km langen Strand aus feinstem Sand. Der krönende Abschluss des Canal du Midi.
Kulinarische Genüsse
Die Region ist so vielfältig wie ihre Küche. Die Küche ist insgesamt mediterran geprägt. Neben den guten französischen Käsesorten ist besonders für die Region der Roquefort (Schimmelpilzkäse aus Schafsmilch) oder der etwas mildere Bleu des Causses aus Kuhmilch bekannt. In vielen Gerichten findet man Esskastanien. Egal ob als Püree, als Beilage zu Fleischgerichen oder als Brot gebacken, die Esskastanie ist sehr vielfältig in der Küche einsetzbar.
In der Region wachsen an kargen Stellen auch viele Kräuter, die vielseitig eingesetzt werden. Darunter Thymian, Estragon, Rosmarin, Salbei und Basilikum. Zum Verfeinern wird sehr oft Olivenöl genommen. Auch finden sich Trüffel auf den Tellern vieler meisterhafter Gerichte. Meeresfrüchte sind unabdingbar für die mediterrane Küche der Region. Egal ob frische Fische, Muscheln und Schalentiere, darunter besonders beliebt sind Sardellen und Sardinen. Fleischliebhaber kommen in der Region auch voll auf Ihre Kosten. Bei dem Gericht gardienne de toro wird das Rindfleisch mehrere Stunden in einer Marinade mit Kräutern gekocht und dann geschmort. Das berühmteste Gericht der Region ist Cassoulet. Hauptbestandteil sind dicke weiße Bohnen, die dann mit Entenkeulen und Knoblauchwurst serviert werden. Der beste Begleiter für ein deftiges Gericht der Region sind die heimischen Weine.
Im Minervois und Corbières gibt es sehr gute Rotweine, Weißweine und Roséweine. Auf dem Hausboot lassen sich viele der Spezialitäten selbst zubereiten oder genießen. In vielen Ortschaften gibt es Wochenmärkte, die frische Zutaten und Spezialitäten anbieten. Daneben gibt es aber auch unzählige Restaurants, bei denen Sie die Küche der Languedoc Region genießen können.
Hinweise zu Ihrer Hausbootfahrt auf dem Canal du Midi
- Die Geschwindigkeitsbegrenzung auf dem Kanal liegt bei max. 8km/h
- Die Ufer sind anfällig für Bugwellen, deswegen ist Vorsicht geboten
- Die Schleusen sind alle automatisch und mit einem Schleusenwärter ausgestattet
- Das Anlegen wird überall toleriert, wenn es nicht anders angegeben ist. Man sollte nur nicht an Bäumen festmachen und die Treidelpfade freihalten
- Das Baden im Kanal ist strengstens verboten
- Am Etang de Thau können starke Strömungen auftreten. Bei starkem Wind ist eine Überfahrt nicht möglich
Von Toulouse bis Marseillan – Der Canal der Midi in Kürze
Zwischen Toulouse und Négra