Canal de Bourgogne: Montbard-Joigny ein Reisebericht von M. Köchle

Nachdem dieses Jahr Ostern doch etwas sehr früh war (hatten die beiden letzten Jahre die eher späten Osterferien für Touren auf Seille/Saone und durchs Nivernais genutzt), hatten wir entschieden dieses Jahr in der ersten Juniwoche auf Hausbooturlaub zu gehen.

Wie die beiden letzten Jahre haben wir auch wieder relativ kurzfristig ein Boot und ein Reisegebiet gebucht. Nach dem ersten Mal mit einer Tarpon von FPP, zwei Mal Le Boat (Normandie und Salsa) wird es dieses Mal Locaboat. Ich „erwische“ eine Penichette 1107W für eine Einwegfahrt von Montbard nach Joigny. Wir buchen wie immer bei „Der Freizeit-Kapitän“ mit perfektem und promptem Service.

 

Und das erste Mal ein Boot mit keinem Außensteuerstand/Terrasse. Wie das werden wird? Mal sehen, aber bei dem günstigen Last Minute Preis ist das nebensächlich.

Um nicht all zu früh in Österreich losfahren zu müssen, um doch zeitig an der Basis zu sein und noch etwas vom Samstag zu haben, beschließen wir bereits am Freitag anzureisen und eine Nacht im Hotel zu verbringen. Nachdem ich in dieser Gegend noch nie war, ist das perfekt um gleich auch die schöne mittelalterliche Stadt Semur en Auxois und die nahe Abtei von Fontenay sowie das Städtchen Flavigny (gehört zu den 100 schönsten Dörfern Frankreichs) zu besichtigen.

Nach Internetrecherchen finde ich heraus, dass wir genau an dem Tag anreisen, an dem das berühmte Pferderennen Course de la Bague zum 375 Mal ausgetragen wird. An dem Abend gibt es auch ein Feuerwerk und am nächsten Tag beginnt auch noch das jährliche Mittelalterfest… – wir haben ja wirklich einen Glücksgriff gemacht.

So buche ich denn eine Nacht für alle im Hotel de la Côte-d-Or und wir reisen am 31.5. an. Die letzten Wochen war das Wetter nicht so besonders und es hat Hochwasser auf der Yonne gehabt, die aktuell noch nicht befahrbar ist. Aber wir haben ja noch ein paar Tage. Die Anreise ist alles andere als gemütlich; es regnet in Strömen und ist kalt – na bravo, das kann ja was werden; bisher waren wir vom Wetter immer verwöhnt auf unseren Hausbooturlauben.

Das drückt natürlich auch auf die Stimmung. Als wir in Semur ankommen, ist das Hotel auch gerade noch zu. Wir fahren also erst mal nach Montbard um zu sehen, wo genau die Basis ist und gleich mal unsere 4 Fahrräder dort zu lassen (erspart uns das abladen vom Kleinbus am Samstag). Und der Basisleiter verspricht uns auch gleich als erstes Boot am Nachmittag abgefertigt zu werden. Danach geht es weiter zur Abtei von Fontenay; trotz Regen und Kälte beeindruckt die Anlage der alten von Bernhard von Clairvaux gegründeten ehemaligen Zisterzienserabtei.

Weiter geht es nach Flavigny zu einer kurzen Tour durchs Dörfchen. Es ist allerdings wirklich sehr kalt und regnerisch und ein Teil der Crew wartet im Auto. Natürlich werden auch die berühmten Anisbonbons im Laden der „Fabrik“ gekauft.

Zurück in Semur wird das Hotel bezogen, das sich als richtig tolles Designerhotel entpuppt – jedes Zimmer hat eine spezielle Ausstattung und originelle Zimmernummern.

Anschließend begeben wir uns zu einem kurzen Streifzug durch die Stadt – vor allem mit Besuch eines Cafe´s um sich auch innerlich aufzuwärmen und ein Lokal fürs Abendessen zu finden. Wir haben Glück und können im Lokal „Le Saint Vernier“ gerade noch für uns sieben einen Tisch ergattern, nachdem man im ersten Lokal unserer Wahl anscheinend kein Interesse hatte uns zu beherbergen. Das Essen ist preislich und qualitativ schwer in Ordnung, die Chefin und ihre zwei Jungs müssen ordentlich „springen“. Inzwischen hat es aufgehört zu regnen, das Feuerwerk kann also stattfinden und so machen wir uns noch zu viert (die anderen ziehen das Bett vor) auf den Weg zum „Feu d´artifice“. Ganz genau wissen wir nicht wo, aber wir müssen eigentlich nur all den anderen folgen. Und ja es ist wieder mal so – in Frankreich sollte man eigentlich keine Gelegenheit auslassen, wenn irgendwo ein Feuerwerk angeboten wird (und nicht nur am 14. Juli), da sind sie wirklich Weltmeister, das ist jedes Mal ein Spektakel.

Am nächsten Morgen gibt es im Hotel für französische Verhältnisse ein fantastisches und üppiges Frühstücksbuffet. Das hebt schon mal die Stimmung. Danach begeben wir uns noch auf einen Rundgang durch die wunderschöne mittelalterliche Stadt wo überall die Stände für das Mittelalterfest aufgebaut werden.

Semur und Umgebung ist auf alle Fälle einen Besuch wert…

Langsam kommt doch glatt die Sonne durch. Anscheinend haben wir wieder mal Wetterglück.

In Montbard an der Basis angekommen laden wir das Gepäck aus und der Basisleiter bekräftig nochmals, dass wir gleich um 1300 Uhr nach der Mittagspause mit der Bootsübergabe rechnen können, denn das Boot ist schon fertig. Wir nutzen also die Mittagspause noch schnell für Einkäufe in den Supermärkten der Stadt (Aldi und einen super Intermarché am Stadtrand), wo wir auch gleich noch ein Grillhuhn als Mittagessen mitnehmen, das wir im Freien am Tisch vor der Basis verspeisen, während bereits die Sonne vom Himmel lacht.

Allerdings müssen wir den Dachträger und den Fahrradträger abmontieren um gerade mal eben mit viel Gefühl und wenigen mm Spiel unseren Kleinbus in der niedrigen Garage von Locaboat unterzubringen. Sonst wäre das Parken und die Autoüberstellung durch Locaboat nach Joigny nicht möglich gewesen. (seit 2014 gibt es sowieso eine Neuerung – es gibt keine Autoüberstellung von Locaboat an den meisten Basen mehr – man muss also mit Taxi oder den Öffentlichen selber fahren).

In kürzester Zeit sind die Formalitäten erledigt, das Boot eingeräumt und nach der kurzen technischen Einweisung ins Boot (fahren ist ja für mich nichts Neues) können wir auch schon loslegen.

Und gleich auf den ersten Kilometern wissen wir wieder warum wir Hausbooturlaub so lieben; herrliche Landschaft und ein gemütliches Fortbewegen.

An der alten Schmiede von Buffon machen wir natürlich für eine Besichtigung dieses Industriedenkmals halt.

Bei Aisy sur Armacon legen wir vor einer Schleuse für die Nacht in einer Kanalausbuchtung vor einer ehemaligen Fabrik an und „schmeißen“ den Grill an für die ersten Entrecotes und Saucisses sowie Merguez. Ein perfekter erster Tag….

Und genau gleich geht es auch am nächsten Tag weiter – herrliche Kanallandschaft.

Natürlich gehört auch ein Stop in Ancy les Franc zur Besichtigung des dortigen Schlosses dazu.

Und an der Schleuse von Argentenay lebt der Künstler Richard Misac, der die Umgebung der Schleuse auch gleich mit seinen Figuren gestaltet hat.

Die zweite Nacht verbringen wir in Tanlay, wo es ebenfalls ein Chateau gibt. Im Hafen hat es übrigens auch eine öffentliche – warme – Dusche.

Am nächsten Tag kommen wir am Bauernhof und der Schleuse vorbei, die Namensgeber für unsere Penichette „Arthe“ sind.

Mittags wird im gut belegten Hafen (am letzten freien Liegeplatz) in Tonnere Halt gemacht – natürlich auch um die berühmte Quelle „Fosse Dionne“ zu besichtigen und unsere Vorräte an Lebensmitteln aufzufrischen und den Wassertank aufzufüllen.

An einer der nächsten Schleusen verkauft der Schleusenwärter Wildspargel und Chablis – vor allem wegen dem Spargel kann ich da nicht nein sagen und kaufe eine ordentliche Portion.

Die Nacht verbringen wir im Hafen des Städtchens St. Florentin, wo wir einen tollen Sonnenuntergang erleben.

Am nächsten Tag gibt es den herrlichen Wildspargel zusammen mit einem Glas Chablis bei der Mittagspause im Hafen von Brienon.

Und im Ort entdecken wir eine alte Ölmühle, die uns der Besitzer mit großer Freude zeigt und wo wir dann auch Nuss- und Rapsöl einkaufen.

Inzwischen ist die Yonne nach dem Hochwasser auch wieder befahrbar und so geht es hinter Migennes am Ende des Canal de Bourgogne Flussaufwärts Richtung Auxerre. Da man am Fluss schneller, als auf dem Kanal fahren darf, kommen wir zügig voran (auch wenn es gefühlt ewig dauert bis sich die erste der großen Schleusen auf der Yonne (la Graviere) gefüllt hat). Die Nacht verbringen wir am Quai von Gurgy, weil wir die Schleuse von Monéteau vor 1900 Uhr knapp nicht mehr schaffen.

Am nächsten Tag lassen wir Auxerre noch „links liegen“, weil wir erst noch ein Stück den Canal du Nivernais hochfahren wollen, der ab der Stadt die schiffbare Yonne quasi teilweise ablöst bzw. begleitet.

Wir entschließen uns schlussendlich die Nacht bei Vermenton zu verbringen und so biegen wir hinter der Schleuse von Maunoir in den Stichkanal „Embranchement de Vermenton“ ein und verbringen die Nacht am Anleger von Accolay.

Am nächsten Tag geht es zurück nach Auxerre, wo wir den Nachmittag mit einer ausführlichen Besichtigung der Stadt verbringen.

Wir liegen fantastisch mit direktem Blick auf die Kathedrale am gegenüberliegenden Flussufer.

Am nächsten Tag geht es die Yonne weiter abwärts nach Joigny, der Rückgabebasis unseres Bootes, wo leider unser wunderschöner Hausbooturlaub auch schon wieder zu Ende geht, den wir bei einem guten Abendessen in einem Restaurant unweit der Basis ausklingen lassen.

Fazit: interessante, abwechslungsreiche Hausbootstrecke mit auch größeren Ortschaften bzw. Städten und es gibt immer wieder direkt am Kanal einiges zu besichtigen.

Die Penichette ließ sich super steuern, auch ohne Bugstrahlruder, lediglich bei Wind muss man etwas aufpassen. Der super Preis hat den fehlenden Außensteuerstand und die Terrasse wettgemacht – zum Essen wurde halt der Campingtisch samt Stühlen ans Ufer gestellt. Die Dame bei der Rückgabe an der Basis von Joigny war etwas verwundert, dass wir das Boot mit 7 Personen voll belegt hatten – aber wir sind ja eine bereits mehrfach gemeinsam erprobte Crew, wo das eigentlich bei richtiger Aufteilung problemlos geht. Das Gemeinschaftserlebnis ist ja einer der schönen Punkte bei der Hausbootreise.

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